Nachdem ich mich im letzten Beitrag mit der Kulturellen Prägung und der Bedeutung von Farben beschäftigt habe, möchte ich diesmal auf den strategischen Umgang mit Farben für unternehmerische Zwecke eingehen.
Die Unternehmensfarbe
Jedes Unternehmen hat eine Farbe oder eine konkrete Farbkombination, welche es repräsentiert. In erster Linie sind es hier die im Logo und in der externen Kommunikation (Werbung, Marketing, Webseite u.a.) verwendeten Farben, aber auch im Gebäude oder bei der firmentypischen Kleidung kommt die Unternehmensfarbe zum Einsatz.
Jede Farbe trägt auch eine bestimmte Bedeutung. Bestimmte Farben lassen sich auch in bestimmten Branchen besonders häufig wiederfinden. Hier ein kurzer und sehr knapper Überblick als Beispiel:
Blau | Kompetenz, Vertrauenswürdigkeit, Verlässlichkeit und Sicherheit | Finanzbranche, Kranken- und Pflegewesen, Technikunternehmen |
Grün | Natur, Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit | Unternehmen aus dem Gesundheits-, Wellness- und Bildungssektor |
Rot | Aufmerksamkeit erregend, aktiv und energisch | Medienunternehmen |
Orange | kinderfreundlich, heiter, optimistisch, animierend und begeisternd | Anbieter von Produkten für Familie oder Kind |
Gelb | Assoziiert mit Sonne und sonnigem Wetter, positiv besetzt | Reise- und Tourismussektor verwendet. |
Natürlich darf man die eigene Farbe so wählen, wie man das möchte. Eine weitere Übersicht mit konkreten Beispielen an Firmen finden Sie hier in der Grafik Color Emotion Guide.
Ableitung von Farbpaletten/Farbschema anhand des Farbkreises
Die Hauptfarbe ist überlegt. Nun geht es an die Entscheidung, ob nur mit einer oder mit einer Reihe von Farben gearbeitet werden soll. Ein hilfreiches Mittel um hier schnell und strukturiert vorzugehen ist der Farbkreis.

Den Farbkreis hat jeder schon gesehen, auch wenn es vor langer, langer Zeit im Schulunterricht war. Er ist logisch aufgebaut und startet mit den drei Primärfarben Rot, Gelb und Blau. Durch Mischung der Primärfarben entstehen die drei Sekundärfarben: Grün, Orange, Lila. Die Mischtöne aus Primär- und Sekundärfarben ergeben dann die sechs Tertiärfarben, beispielsweise Blaugrün oder Purpurrot. Damit hat man alle Farben grob beisammen.
Durch Aufhellung bzw. Tönung (mehr Weißanteil) und Abdunkelung bzw. Schattierung (mehr Schwarzanteil) entstehen die Abstufungen zu den unterschiedlichen Farben. Runges Farbkugeln geben einen Eindruck davon, wie das gemeint ist.

Außerdem sollte man bei der Kombination von Farben noch die Sättigung der Farbe, also ihre Farbkraft oder Leuchtkraft, berücksichtigen. Entweder sollten gleichwertige oder deutlich unterschiedliche Farben kombiniert werden. Gibt es einen deutlichen Unterschied werden sie auch nicht als gleichwertig wahrgenommen und die leuchtendere Farbe setzt die Aufmerksamkeit bzw. das Highlight.
Variante 1: der monochromatische Einsatz
Hier benutze ich meine Hauptfarbe und nehme Tönungen oder Schattierungen hinzu um beispielsweise Schattenflächen oder Abstufungen zu ermöglichen.
Variante 2: Komplementärfarben einsetzen
Hierzu nutze ich zwei auf dem Farbkreis genau gegenüber liegende Farben, beispielsweise Orange und Blau. Der hohe Kontrast zueinander erzeugt Aufmerksamkeit und eine sehr spannungsgeladene Anmutung.
Variante 3: Analogfarben nutzen
Nutzen Sie drei im Farbkreis nebeneinanderliegende Farben, dann erzeugt die Ähnlichkeit eine sehr harmonische Stimmung. Die mittlere Hauptfarbe wird deutlich unterstütze. Weitere Mischfarben und Abstufungen lassen sich einfach mit einbinden.
Variante 4: Triadische Farbkombination
Drei im Farbkreis gleich weit voneinander entfernt liegende Farben können ebenfalls gut miteinander kombiniert werden. Sie zeigen eine Farbvielfalt, ohne dabei beliebig zu werden. Bei sehr bunten Gestaltungen oder dem Wunsch Diversität auch über die Unternehmensfarbe auszudrücken sollte dennoch auf drei Hauptfarben der Schwerpunkt gesetzt werden.

Farben festlegen oder die Strategie prüfen
Bei der Festlegung, der Erweiterung oder der Anpassung der Unternehmensfarben sollten Sie folgendes beachten:
- Vorsicht vor sich zu sehr ähnelnden Farben (erzeugt Farbvibrationen, schlechte Lesbarkeit)
- Nicht zu viel heller Text vor dunklem Hintergrund (strengt die Augen an)
- Neutrale Farben (Weiß, Schwarz und Grau) für ein ausgewogenes Design einsetzen
- Kontrast zum Hervorheben wichtiger Infos nutzen
- Wirkung der jeweilige Farbe auf Menschen berücksichtigen
- Inspirieren lassen (die Augen nach Farbinspirationen offenhalten) oder
- Farbkreis nutzen, um ein gutes Farbschema festzulegen
Farbeinsatz auf Webseiten
Webseiten sind nicht grau, ganz im Gegenteil. Farben können und sollen genutzt werden. Natürlich gehört das Logo auf jede Seite des Webauftrittes. Folgende Elemente der Webseite sollten aber auch darauf abgeklopft werden, ob hier ein bestimmter Farbeinsatz lohnt.
- Überschriften
- Grafische Elemente wie Teiler oder Hintergründe von Header- und Fußzeilenbereich
- Bildunterschriften (um sie zu betonen oder zurückzusetzen)
- Mouseover bzw. farbige Markierung von Verlinkungen (es muss ja nicht immer nur Standar-Blau sein)
Drucksachen in Schwarzweiß nicht vergessen
In einer Welt, in der alles immer digitaler und damit immer bunter wird kann es schnell vergessen gehen, dass in Unternehmen auch mit Drucksachen in Schwarzweiß gearbeitet wird. In den meisten Büros stehen Laserdrucker und Kopierer die sw-Drucke fertigen. Es ist schlichtweg ökonomisch hier auf Farbe zu verzichten. Selbstverständlich haben auch ausgedruckte Briefpapiere oder Kopien von offiziellen Unterlagen ein Logo und möglicherweise ebenso noch weitere grafische Elemente.
Wird im Unternehmen Farbe strategisch und grafisch eingesetzt, sollten solche Drucksachen nicht vergessen werden. Wer sein Firmenlogo bei einem Grafiker entwickeln lässt, sollte von vorneherein bereits einen Entwurf erhalten, der auch die Darstellung in Grautönen berücksichtigt. Wer als Start-Up sein Logo kostengünstig selbst zusammenstellt sollte unbedingt selbst dran denken!
Im Übrigen ist es gar nicht nötig bei sw-Drucken und Kopien vollständig auf Farbe zu verzichten. Wenn auch der Druck maximal in unterschiedlichen Grautönen erfolgt, kann man die Farbe vom Papier einfach steuern. So können nicht nur für interne Arbeitsabläufe, sondern beispielsweise auch für selbst hergestellte Informationsschreiben oder Aushänge eine feste um im Farbkonzept des Unternehmens verankerte Farbe gewählt werden. Solange die Lesbarkeit dabei nicht leidet eine weitere Möglichkeit auch über die Farbe das Unternehmen zu repräsentieren und eine einheitliche Wirkung zu unterstützen.